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Inner Views

date: 2001
materials: soapstone, alabaster
size: 6 cm x 12 cm x 6 cm

The idea for the "Inner Views" is based on the concept of a 10 year confrontation with japanese culture. Opening up dimensions within the interior of her sculptures Caroline Ramersdorfer inspired Sonja Lixl, Junko Nakamura, Ilse M. Seifried, and Issen Teramoto to develop their individual work further and transform into a cross over project starting with the exposition entitled Inner View at  Gallery Le Monde in Fukuoka, Japan in march of 2001.
The expositions at the Literaturhaus in Vienna in february 2002, at the Contemporary Artforum Palais Liechtenstein in Feldkirch, Austria in march 2002 and at the Gallery Fellner von Feldegg in Krefeld, Germany in April 2002 showed intercultural, multimedia installations consisting of sculpture, video,sound-installation, photography, poetry and calligraphy of the 5 artists.
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Eröffnungsansprache von Mag. Albert Ruetz, Kulturreferent der Stadt Feldkirch, anlässlich der Vernissage von Inner Views am 7. 3. 2002 im Palais Liechtenstein, Feldkirch


Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen im Palais Liechtenstein, und wie ich meine, bei der Eröffnung einer besonderen Ausstellung. Mit dem Titel der Ausstellung "Inner Views" stehen wir auch schon im Zentrum der hier zu sehenden, zu hörenden und auch entstehenden Werke.

Landläufig übersetzt bedeutet Inner Views einfach Innensicht! Dabei ist nicht klar definiert, ob es sich um einen Blick in eine Innenwelt hinein oder aus einer Innenwelt heraus handelt. Vielleicht ist diese Richtungsbestimmung auch gar nicht so wichtig, denn alles, was hier zu sehen ist und geschieht, fügt sich zu Räumlichem.

Am deutlichsten zeigt sich dies zuerst in den Arbeiten von Caroline Ramersdorfer. Sie schafft aus Alabaster Raumgefüge, die wie verzauberte Höhlenwelten aus dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot erscheinen, aber trotzdem real im Raum stehen, zudem aber auch in ihrer Form in den sie umgebenden Außenraum ausgreifen und ihn auch verändern, wie eben alles, was für uns sichtbar oder auch ertastbar ist, was für uns Raum definiert, Veränderung bedeutet.

Die eigentliche Spannung entsteht aber dann, wenn diese Räume verstellt werden, wenn Aufbauten sie verändern, wenn aus plastisch architektonischen Elementen sich Raumarchitekturen entwickeln; auch dann, wenn Zwischenräume entstehen oder Gitterwerk den Blick sozusagen unterteilt und segmentiert und so wiederum Raumempfinden schafft.

Caroline Ramersdorfer stellt Dreidimensionales in den dreidimensionalen Raum, schafft damit aber wiederum neue Räume, die nur gedanklich betretbar sind und somit Inner Views - Innenansichten - des plastischen Raumkörpers und der gedanklichen Raum-Dimension erzeugen.

In einem der Räume sehen Sie ein Video über Arbeiten Ramersdorfers,die im öffentlichen Raum stehen, bei denen die Menschen nun tatsächlich den skulpturalen Raum betreten können und staunend, vergnügt und fragend selbst bewegliches Mobiliar dieses Innenraumes werden.

Sonja Lixl nimmt zu diesen Skulpturen Bezug. Sie fotografiert die Raumgebilde Ramersdorfers und überträgt damit deren dreidimensional plastische Gebilde auf die zweidimensionale Ebene. Durch unterschiedliche Schärfestellung des Objektivs entstehen nun Licht und Schattengebilde, die ja eigentlich die Grundelemente alles Plastischen sind, da sie allein die Figur, die Architektur, das räumliche Gebilde aus der starren akademischen Kühle hervorholen, ja verlebendigen und damit die Emotion des Menschen erreichen, sozusagen einen Gefühlsraum schaffen. Trotz des Wiedererkennungswertes mit den Plastiken Ramersdorfers, der interessante Vergleiche ermöglicht, ist die Fotoarbeit nicht eine Wiedergabe des Vorhandenen mit vorgetäuschten Bildtiefen. Sie ist völlig selbstständig und unabhängig davon und würde auch als Einzelbereich die Einladung an den Betrachter richten, sich mit dem Gegebenen auseinander zu setzen. Was sie hier in der Ausstellung auszeichnet, ist der Kontex mit dem Grundthema "Inner Views" und daher auch mit allen inhaltlichen Möglichkeiten des Vergleichs, die sich daraus ergeben können. Auf eine kurze Formel gebracht könnte man sagen, Sonja Lixl schafft Lichträume und hebt damit aber reale Raumgrenzen auf und öffnet ein Tor in die Räume der Phantasie!
Frau Seifried hat zu den kleinen Skulpturen assoziative Texte geschrieben, mit denen begleitend die Flötenmusik von Dieter Strehle einhergeht und die die Texte auch untermalt, klanglich kommentiert.

Frau Seifried nimmt in ihren poetischen Texten den Bezug zu den Raumgebilden auf, interpretiert diese mit Wörtern, verbindet die Wörter in der gesprochenen Sprache zu Gebilden aus Klang und Rhythmus und schafft dadurch Gedankengebäude, bietet an, Ideenräume zu betreten oder auch zu durchschreiten.

Die sprachlichen Zwischenräume - Pausen, Interpunktionen - und die Klanggebilde der Betonung erzeugen Spannung, Neugier. Natürlich ist Sprache zeitlicher Ablauf. Wenn Frau Seifried also 13 ihrer Assoziationen vortragen wird, so geschieht dies in einem begrenzten Zeitraum und in einem klar definierten Umraum, die jedoch variabel sind, nicht in gleicher Weise wiederholbar, da seine Begrenzung jeweils abhängig ist von den eigenen Inner Views, von den eigenen Innenansichten, die je nach Stimmung, momentaner Haltung zur kleinen und großen Welt, die uns umgibt, immer anders ausfallen wird und muss. Die Texte, auf weißes Papier gesetzt und Blatt für Blatt an die Wand geheftet, erscheinen als serielles Kunstwerk. Seriell jedoch ist ausschließlich das Papierblatt. Die Texte rhythmisieren, haben Richtungen, geben äußerst unterschiedliche Schrifträume und Gefüge, die wie die kleinen durchbrochenen Kuben einen Raum sichtbar machen, der gegliedert ist durch Zeilenlänge, Durchschuss, Interpunktionen. Natürlich sind die niedergeschriebenen Assoziationen Spiegelungen eines Augenlicks im Herzen-auf dieses Bid werden wir noch einmal stoßen. Doch bieten sie uns an, sie aufzunehmen und selbstständig weiterzudenken, sie umzuformen ins unsere eigenen Denkräume.

Ich habe die Musik schon erwähnt: Sie wird gespielt auf einem sehr traditionellen japanischen Instrument, nämlich der Shakuhachi-Flöte, eine japanische Zen-Bambusflöte, die vor allem im rituellen Bereich eingesetzt wird. Er wird hier nicht der Versuch gemacht, Musik zu machen, sondern vielmehr Zeiträume in den Zeitablauf hineinzubauen und ihre Dimension vom Anklingen bis zum Verklingen zu verfolgen. Was wir zu hören bekommen, sind Klanggebilde, die ähnlich unscharf sind wie die Fotos von Sonja Lixl, die aber, wie die Schriftzeichen von Issen Teramoto, ein japanisches Ideal anstreben ? das sogenannte Wabi-Sabi, eine Art eines nicht beschreibbaren Weltgefühls, dessen Grundpfeiler die Gefühle von Reinheit, Klarheit, Schlichtheit und Einfachheit sind als Essenz der unendlichen Vielfältigkeit der materiellen wie der geistigen Welt. Wem es gelingt, die Klänge der Welt, und damit meine ich alles Hörbare, zu einem einzigen Ton zu verdichten, kann dieses Wabi-Sabi erreichen.

Aus dem Verklingender Töne im Raum und deren möglichem Nachklang in unserem Gefühl führt uns der Weg in die Dichtung von Junko Nakamura. Wir begegnen einer sehr fremd klingenden Sprache, die wir erst nur als Laute und rhythmische Lautfolgen erfahren können. Sie verändern sich in dem Augenblick, in dem sie uns als verstehbare Wortgebilde in der Übersetzung begegnen. Hier öffnen sich Zwischenräume, die der Überbrückung bedürfen, wollen wir den Raum unserer Kultur mit dem der anderen, uns fremden japanischen Kultur verbinden. Dass dies möglich ist, zeigt ja gerade diese Ausstellung. Junko spricht vom Wasser des Lebens, das ihr lyrisches Ich auf dem Wege ist zu suchen und dieses Wasser wird zur Tinte unsichtbar gewordener Schriftzeichen. Was sie in ihrem Gedicht zum Ausdruck bringt ist ein Weltbild von ungeheuerer Dichte und gleichzeitig auch von unbeschränkter Weite. Denn unsere Welt umfasst sie alle, die einmal geschriebenen und auch die noch nicht geschriebenen Zeichen und ihre Interpretationsräume. Die Geschichte der Welt ist an sich in unendlicher Variation bereits geschrieben. "Nur für die, die wirklich suchen, spiegelt sich die Schrift einen Augenblick in ihrem Herzen.... und: die Schriftzeichen sind ungebunden, weil sie unsichtbar sind. Die Schriftzeichen sind frei, weil sie existieren!"(Nakamura) Alle Schrift enthält also Welt, die sich in Augenblicken der Erkenntnis zum Weltbild entwickelt. Frau Issen Teramoto ist Kalligrafin und Dichterin von HAIKUS, fünfversigen Sinngedichten. Sowohl ihre Schriftzeichen, als auch ihre Texte suchen wiederum das Phänomen des Wabi Sabi, die Reduktion auf die komplexe Ausdrucksform, die Verdichtung einer ganzen Welt in einem Zeichen. Vielleicht achten Sie einmal darauf, wie in ihren Schriftzeichen die Formen Ramensdorfers wiederkehren, wie sie aber auch, ähnlich der Musik, strukturieren, Räume öffnen und schließen. Die Shodos sind daher mehr als Schrift. Sie sind individuelle Weltabbildung. Frau Issen hat einige dieser Zeichen draußen hängen. Zwei von ihnen zeigen Inner Views, alle weiteren beziehen sich auf Junko Nakamuros Text mit dem Verweis auf alle schon geschriebenen und unsichtbar gewordenen Schriftzeichen.

Frau Issen wird im Anschluss an die verschiedenen Aktionen, die mit der Ausstellung das eigentliche Kunstwerk bedeuten, ein Shodo malen, das sich wiederum auf den Text Junkos beziehen wird. Ich werde Sie dann noch rechtzeitig informieren. Das work in process ist hier also wichtig. Ebenso bedeutsam aber erscheint mir, dass sich hier zwei Kulturräume begegnen, die sich an manchen Stellen zu überschneiden vermögen. Sie müssen es nicht, aber es ist gut, wenn sie ihre Räume öffnen, Einblicke gewähren, Innenansichten, und schließlich auch Visionen eines Weltenraumes, in dem alle Gesetze und Möglichkeiten, die jemals niedergeschrieben wurden und die jemals niedergeschrieben werden vorhanden sind, die sich aber nur dem in einem Augenblick in seinem Herzen offenbaren, der wirklich sucht.